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Montag, 7. Mai 2007

Die zwei Gesichter der Motivation

Unter Motivation verstehen wir meistens die Spannkraft, die uns treibt, etwas zu tun oder zu denken. In unserer ausgeprägten Konsumentengesellschaft erwarten wir, dass außenliegende Kräfte – »die anderen« – dafür verantwortlich sind, dass es mir gut geht, dass ich motiviert bin usw. Werde ich dann schließlich motiviert, zum Beispiel durch Belohnung oder Lob oder Zuwendung gleich welcher Art, dann tue ich eine Zeitlang das, was man mir mit Hilfe der Motivationsphase abverlangt hat; dann erwarte ich neue Motivationsschübe. Diese müssen immer größer ausfallen als die vorhergegangenen, sonst habe ich keine Lust. Diese sogenannte extrinsische Motivation wird heute meist für die einzig mögliche Form gehalten, jemanden zu beschleunigen. Nach diesem Prinzip sind »Motivationstage« von mehr oder weniger bekannten Gurus aufgebaut, in denen Lautstärke und Aktionismus das Fehlen der Kenntnisse über die weit wichtigere Form der Motivation verdecken soll.

Und das ist die von innen kommende Motivation, die von der Neugier auf die Zukunft, auf das Erreichenwollen weiter weg liegender Ziele geprägt ist. Und diese Motivation entsteht nicht durch Zurücklehnen in der Erwartung, dass andere schon alles richten werden, sondern durch Mobilisieren aller persönlichen Ressourcen und das Aufdecken von eigenen Schwachstellen, um in die Lage zu kommen, ohne fremde Hilfe und gute Worte, eigene Ziele anzupeilen und nicht mehr aus dem Blick zu verlieren. Hierzu gibt es eine ganze Reihe von bewährten und einfachen Werkzeugen, die zunächst einmal auf das eigene Selbst angewandt werden. Durch das so erweiterte Selbst-Bewusstsein ist es möglich, andere Menschen in den Bann der eigenen Motivation zu ziehen. Sie werden also nicht von außen motiviert, sondern sie erleben das Erwachen der eigenen Neugier, der Gier auf Neues, auch Unerwartetes. Das sichtbare Ergebnis einer solchen Maßnahme ist Lust am Lernen, Lust am Lesen. Es sind die weitergehenden Fragen, die wiederum weitere Fragen erzeugen. Diesen Prozess nennt man auch »Generatives Lernen«.

Klaus C. Marwitz

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