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Sonntag, 31. Oktober 2010

Schneller Lesen mit hellem Licht

Der Hamburger Kinderpsychiater Michael Schulte-Markwort fand bereits 2009 (ZEIT Nr. 09/09), dass bei biologisch optimiertem Licht die Lesegeschwindigkeit um 35 Prozent stieg. Dies wurde an 116 Schülern getestet. Ebenso zeigten sie sich signifikant aufmerksamer.
Um die Wichtigkeit des hellen Lichts geht es auch in der ZEIT Nr. 44/10:
»Das Läuten des Weckers bringt uns zwar auf die Beine; die Schläfrigkeit jedoch kann es oft genug nicht vertreiben. Worauf es ankomme, seien »Licht und unsere Gene«, sagt Dieter Kunz. »Diese zwei Dinge bestimmen vor allem, wann wir wach und aktiv werden.« Kunz ist Chefarzt der Abteilung für Schlafmedizin am Berliner St. Hedwig-Krankenhaus. Sein Fachgebiet ist die Chronobiologie, die Lehre von der inneren Uhr. Und die untersucht Kunz gerade in der Schule. Acht Klassenräume der Königin-Luise-Stiftung in Berlin-Dahlem hat der Wissenschaftler zu Labors erklärt. Vier der Klassen sind mit »biologisch optimierten« Deckenlampen ausgerüstet. Sie gleichen sich automatisch den im Tageslauf wechselnden Lichtverhältnissen an; zudem strahlen sie heller und in anderen Farbtönen als konventionelle Lampen.
Nach sechs Monaten wird verglichen: Welche Schüler haben in Mathe mehr gelernt - jene mit den neuen Lampen oder jene in den anderen Klassen? Kunz ist überzeugt, dass besseres Licht die Lernleistung positiv beeinflusst, nicht nur bei Schülern. Viele Häuser, Büroräume und U-Bahnen seien zu dunkel, sagt der Mediziner. Einmal stattete er zehn seiner Studenten mit sensorgespickten Brillengestellen aus und schickte sie durch einen normalen Werktag. Die Brillen maßen die Lichtmenge, die am Auge ankam: durchschnittlich nur 50 Lux. »Da merkt man ja gar nicht, dass der Tag schon begonnen hat«, sagt Kunz. Deshalb hilft er den müden Schülern jetzt nach: Wenn es im Winter draußen noch stockdunkel ist, strahlen 500 Lux von der Decke, viel stärkeres Licht als üblich.
Doch nicht allein die Intensität des Lichts beeinflusst unsere Munterkeit, sondern auch seine Farbe. Anfang des Jahrzehnts erst entdeckten britische und US-amerikanische Forscher auf der Netzhaut neben Stäbchen und Zapfen eine dritte Rezeptorenart. Diese Zellen reagieren hauptsächlich auf blaues Licht von 480 Nanometern Wellenlänge. Sie senden Reize an den sogenannten Suprachiasmatischen Nucleus (SCN). Dort sitzt die Steuerzentrale unserer inneren Uhr, nur wenige Zentimeter hinter dem Nasenrücken. Der SCN dirigiert Stoffwechsel, Körpertemperatur und Gehirnaktivität des Menschen im 24-Stunden-Rhythmus. Blaues Licht hemmt dabei die Ausschüttung des Müdigkeitshormons Melatonin und macht uns binnen kurzem wach. Deshalb strahlt es in Kunz' »biologisch optimierten« Modellklassen bläulich weiß von der Decke - nicht gelblich funzelig wie sonst.
Mit einem ähnlichen Versuchsaufbau hatte schon der Hamburger Kinderpsychiater Michael Schulte-Markwort die kurzfristigen Effekte biologisch optimierten Lichts an 116 Schülern getestet [...](siehe oben). Kunz' Langzeitstudie dauert noch bis Mitte des nächsten Jahres. Doch schon heute glaubt der Chronobiologe: »Das Einzige, was wir falsch machen können, ist, das Licht so zu lassen, wie es heute üblicherweise ist.«
Über die Wirksamkeit blauen Lichts gegen Müdigkeit habe ich 2008 einen Blogeintrag veröffentlicht.

Samstag, 9. Oktober 2010

Emnid: Leselust lässt nach

»Laut einer Umfrage des Emnid-Instituts lässt die Lust aufs Bücherlesen nach. 28 Prozent der Befragten gaben an, in diesem Jahr in ihrer Freizeit noch kein Buch gelesen zu haben. Vor zwei Jahren waren es 20 Prozent. Dass sie 2010 bereits ein oder mehrere Bücher außerhalb von Schule und Beruf gelesen hätten, sagten 72 Prozent der Befragten. Vor zwei Jahre äußerten sich 80 Prozent so. – Das Meinungsforschungsinstitut befragte im Auftrag der „Bild am Sonntag“ anlässlich der Frankfurter Buchmesse 500 Bundesbürger ab 14 Jahren.« (domradio.de
»Die Deutschen lesen immer seltener Bücher. 72 Prozent lasen in diesem Jahr in ihrer Freizeit zumindest ein Buch, das sie nicht aus schulischen oder beruflichen Gründen lesen mussten, wie eine repräsentative Befragung des Emnid-Instituts im Auftrag der "Bild am Sonntag" ergab. 28 Prozent, also über ein Viertel, hatten kein Buch aus reinem Interesse gelesen. Vor zwei Jahren lag der Anteil derjenigen, die in ihrer Freizeit Lust aufs Lesen haben, noch bei 80 Prozent.
Deutliche Unterschiede zeigen sich zwischen West- und Ostdeutschland. Im Westen lasen der Umfrage zufolge 25 Prozent in diesem Jahr noch kein Buch in der Freizeit, im Osten waren es 42 Prozent. Zudem lesen auch Frauen lieber als Männer: So sagten 78 Prozent der weiblichen Befragten, dass sie in diesem Jahr bisher mindestens ein Buch gelesen haben, bei den männlichen Befragten waren es hingegen nur 64 Prozent.« (afp über Google)
Was lernen wir daraus?

Donnerstag, 7. Oktober 2010

Vom Flach-Lesen zum Tief-Lesen

Intelligente Werkzeuge gegen das Versinken in der Informationsflut

Gegen das Anwachsen von Text-, Magazin- und Buchstapeln, gegen das Längerwerden der Liste ungelesener Mails helfen ausschließlich neue – und damit ungewohnte – Strategien.

1.) Diese betreffen zunächst das Lesen selbst: Wir benutzen auch als Erwachsene das in der Kindheit gelernte »Flachlesen«, das an Wörtern und Sätzen klebt. Wir Erwachsene aber brauchen Techniken, die in kurzer Zeit die wichtigsten Informationen aus großen Mengen von Text herausholen und mit dem Gedächtnis vernetzen. Das hat nichts mit Hastig-Lesen zu tun. Wir nennen es »Tief-Lesen«.

2.) Das sofortige Einteilen in Wichtig und Unwichtig fällt uns häufig schwer. Die mangelnde Ausprägung dieser Fähigkeit führt zur Haufen- und Stapelbildung und beschert volle Regale ungelesener Bücher.

3.) Wegen des unerschütterlichen Glauben, man könne sich nicht alles merken, nehmen viele Zeitgenossen die meisten Texte erst gar nicht mehr zur Hand. Dabei soll man sich nicht ALLES merken, sondern nur das Wichtige, und das hält das Gedächtnis fast automatisch fest.

Um diese Themen geht es unter anderen in unseren neuen Alpha-Speed-Reading-Seminaren.

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Frankfurter Buchmesse sieht ungebrochenen Lesetrend, verschläft aber andere Trends

Aber, so meint man betonen zu müssen, stellen gedruckte Werke E-Books noch klar ins Abseits.
»Auch die diesjährige Frankfurter Buchmesse http://www.buchmesse.de widmet sich dem Thema E-Reader und E-Books in angemessener Weise. Im Vergleich zum klassischen Buch spielt der elektronische Lesespaß hierzulande aber eine nach wie vor verschwindend geringe Rolle. Das Interesse der Verbraucher an den neuen Medien sowie deren Bedeutung wächst zweifelsfrei - allerdings nur im Schneckentempo. Noch bestimmen die Printtitel den deutschen Büchermarkt mit einem denkbar großen Respektsabstand.«
Die Entwicklung ist unumkehrbar wie seinerzeit Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks. Er änderte die Art, Texte darzustellen, qualitätiv und quantitativ. Das aktuelle Phänomen betrifft zunächst den qualitativen Sektor. Texte können ohne besondere Mehrkosten in Formen dargestellt werden, die im Printverfahren schlicht zu teuer sind. Hinzu kommt die Interaktivität, das nutzerspezifische Änderungspotential, die kreative Weiterentwicklung. Das sind die unumstößlichen Pluspunkte. Von der Printwirtschafct einschließlich merkwürdigerweise der Verlage wird vor allem die quantitative Dimension gefürchtet. Und hier schaut man wie die Maus auf die Schlange auf die – und da freut man sich zur Zeit noch – geringen Prozentzahlen der E-Books. Print-Leute werdet wach! Der Trend zum Elektronischen ist nicht aufzuhalten. Nutzt die Zeit, um neue Medienmodelle zu entwickeln. Macht das Lesen breiteren Nutzerschichten attraktiver. Achtet nicht auf »Umsteiger« (die gibt es sowieso nicht!), sondern auf die Zuläufer. Vertut nicht die Chance, ganz neue Zielgruppen zu gewinnen. Auch die, die nie ein Buch in die Hand genommen haben oder es auch nie tun würden. 
Und daran denken: der Computer sollte das papierlose Büro realisieren. Und, was ist daraus geworden?