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Samstag, 24. Mai 2008

SZON: »Lesen lässt Raum für eigene Phantasien«

Die Schwäbische Zeitung Online schreibt in der Ausgabe vom 24. Mai 2008:
... Lesen ist die Basis für die Nutzung aller anderen Medien - eine unverzichtbare Kulturtechnik, die auch im Zeitalter von Fernsehen und Internet durch nichts zu ersetzen ist. Beim Lesen kann jeder das Tempo selbst bestimmen, Lesen erzeugt eine Atmosphäre der Konzentration und lässt Raum für eigene Phantasien.
Beim Lesen ist ein persönlicher Kontakt eher möglich als beim Fernsehen, wo Augen und Ohren voll auf den Bildschirm ausgerichtet sind. Eltern und Kinder können beim Vorlesen die Nähe zueinander genießen. Beim Lesen und Vorlesen kann man sich einzelne Worte und Sätze auf der Zunge zergehen lassen: ein Vergnügen, das beim Fernsehen verwehrt bleibt ...
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Montag, 19. Mai 2008

Lesen: Die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer

Wie kommt es, dass wir so hochkomplexe Fähigkeiten wie Radfahren oder Schwimmen, vom Autofahren ganz zu schweigen, gern, hartnäckig und ausdauernd lernen, und zwar ohne zu klagen? Und wie kommt es, dass wir beim Erlernen des schnelleren, anderen Lesens so viele Tipps, Kicks, Tröstungen und Aufmunterungen benötigen?
Im ersten Fall haben wir die neue Welt vor Augen, die sich durch die genannten Fähigkeiten und Fertigkeiten erschließt. Analog zum gern zitierten Satz von Antoine de Saint Exupéry »Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommele nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit zu verteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer.«
Im zweiten Fall schauen wir verbockt immer wieder auf unser Unvermögen (von dem wir ja weg wollen) und trauen uns nicht in die Welt ohne Schwimmflügel, Stützräder oder Fahrlehrer. Der Spaß hinter dem Schnelllesen bleibt verborgen. Was wird durch das schnelle Lesen möglich? Darauf haben wir in der Schule, die verantwortlich ist für unsere rudimentär gebliebene Kulturtechnik Lesen, keine Antwort als Perspektive erhalten. Solange man so unsinnig abfragt: »Wie stellt sich die Bundesrepublik Deutschland im Text »Das steinerne Herz« von Arno Schmidt dar?«, wird der Autor, der sich mit herkömmlichen Lesemethoden nur unvollkommen erschließt, im Dunklen bleiben.
Dass der Spass, die Lust an den Gedankengebäuden der Autoren (nicht bei jedem kommt die Lust ins Spiel - leider) erst dann erscheint, wenn man sich behende und alles andere als linear in jeder Art von Text bewegt, haben wir nicht mitbekommen. Dieses Defizit nagelt uns immer wieder auf den Zeilen fest. Das ist mit ein Grund, weswegen man genau diese Techniken auch nicht aus Büchern lernen kann.
Darum: steig aufs Rad und freue Dich über die Landschaft und nicht über Deine Gangschaltung.